
Noch nie waren die deutschen Mobilfunknetze so stabil und leistungsfähig wie heute. Doch die Art, wie wir sie nutzen, ändert sich rasant – das zeigt ausgerechnet die Silvesternacht 2024/25. Während früher SMS oder kurze Anrufe reichten, dominieren mittlerweile Videocalls und massiver Datentraffic. Für die Netzbetreiber wird das zur echten Herausforderung.
Von SMS zu Videocalls – der Silvesterwandel
In den 2000ern waren die Mobilfunknetze zum Jahreswechsel notorisch überlastet. Wer Neujahrsgrüße verschicken wollte, brauchte Geduld – Telefonate brachen ab, SMS kamen erst Stunden später an. Heute sieht das anders aus: GSM ist fast bedeutungslos, LTE und 5G liefern gigantische Kapazitäten. Und die Nutzer haben ihre Gewohnheiten umgestellt.
- Vodafone meldete einen klaren Trend: weniger klassische Anrufe (–3 %), dafür deutlich mehr Videotelefonate. Allein in der ersten Stunde des neuen Jahres transportierte das Vodafone-Netz rund 500.000 Gigabyte Daten.
- Telekom registrierte dagegen sogar einen Anstieg klassischer Telefonate: 12 Mio. Anrufe zwischen 20 und 3 Uhr – 1 Mio. mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig schnellte der Datentraffic um 30 % hoch: 2.900 Terabyte, besonders im Upload, was auf Videocalls hindeutet.
- O2 zählte weniger Gesprächsminuten (31 Mio. vs. 35 Mio. im Vorjahr), dafür aber einen massiven Datenboom: 5,5 Mio. GB flossen durchs Netz, fünfmal so viel wie noch vor fünf Jahren.
Fünf Jahre, fünfmal mehr Daten
Der Blick auf die Zahlen macht deutlich: Die mobile Datennutzung explodiert. Besonders um Mitternacht steigen die Werte schlagartig an – Uploads, die sonst eine Nebenrolle spielen, werden plötzlich zur Hauptlast. Damit wird klar: Die Netze müssen nicht nur im Download, sondern auch im Upload stärker ausgebaut werden.
Ausbau: Die nächsten Schritte
Um mit der Entwicklung Schritt zu halten, planen die Netzbetreiber enorme Investitionen:
- Telekom will alle Sendemasten innerhalb von vier Jahren auf 1 Gbit/s Kapazität bringen.
- O2 verweist auf zahlreiche zusätzliche Standorte und Kapazitätserweiterungen im Jahr 2024.
- Vodafone setzt ebenfalls auf neue Frequenzen und höhere Dichte im Netz.
- 1&1 bringt als neuer Netzbetreiber zusätzliche Ressourcen: Ende 2025 sollen über 12 Mio. Kunden ins eigene Netz migrieren. Wo 1&1 eigene Masten betreibt, entlastet das Vodafone und O2 spürbar.
Fazit: Die Netze müssen umdenken
Die Silvester-Nacht 2024/25 war mehr als nur ein Belastungstest. Sie zeigt, wie sich die Mobilfunknutzung verändert: weniger Gespräche, mehr Videocalls, explosionsartig steigender Datenverbrauch. Für Telekom, Vodafone, O2 und auch 1&1 bedeutet das: Netze der Zukunft müssen nicht nur flächendeckend sein, sondern auch enorme Upload-Lasten stemmen können.
